Rainer Schell

„Es ist die beglückende Leidenschaft,
eine gestellte Bauaufgabe mit […] einfachsten Mitteln zu erfüllen, dass das in dem Bauwerk gefasste Leben sich künftig mit größtmöglicher Freiheit für die Menschen entfalten kann.“
Rainer Schell

Rainer Schell (* 11. Juli 1917 in Bautzen; † 2000 in Weilheim in Oberbayern) war ein deutscher Architekt, Designer und Maler, der für Bonn, Göttingen, Soest und Mainz öffentliche Gebäude entwarf. Er war Meisterschüler von Egon Eiermann[2] und ein typischer Vertreter der Architektur der Moderne.
Rainer Schell hatte sein Architekturbüro in Wiesbaden. Sein Archiv wurde nach der Auflösung seines Büros wie irrtümlich vermutet vernichtet, sondern dem Stadtmuseum Wiesbaden übergeben.

Schell begann nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1947 als Architektur- und Werkstudent an der TU Karlsruhe. Er erhielt dort die Goldene Weinbrenner-Medaille für einen preisgekrönten Entwurf und wurde Meisterschüler von Professor Egon Eiermann (1904–70). Er heiratete Edelgard Schaeffer-Heyrothsberge, deren Vater, der Magdeburger Architekt Paul Schaeffer-Heyrothsberge, sein Büro nach dem Zweiten Weltkrieg in Wiesbaden eröffnet hatte, entschied sich ebenfalls für Wiesbaden und startete hier 1952 mit einem außergewöhnlich erfolgreichen Büro für Geschäftshäuser, Verwaltungsbauten wie das ESWE Hochhaus und die Kaufhäuser Brenninkmeyer (C&A) und Hertie.

Er realisierte über 250 Bauten und gewann in 60 Wettbewerben Preise. Er arbeitete mit sehr niedrigen Budgets und kostengünstigen Materialien, konträr zum damaligen Glamour des »Wirtschaftswunders«. Als Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Architekten Hessen (1965–67) kämpfte er für die Unabhängigkeit seines Berufsstandes.

Für Wiesbaden ist er der Architekt, der die meisten modernen Kirchen gebaut hat: Erlöserkirche in Kastel (1963), Thomaskirche (1964), Versöhnungskirche (1965) und die Stephanuskirche in Amöneburg (1965). Das für seine Familie entworfene Haus in der Kloppenheimer Steige 11 zeigt die von ihm bevorzugte Kombination aus Backstein und Sichtbeton. Außerhalb Wiesbadens realisierte er unter anderem die Stadthalle Göttingen (1961–64), das Gutenberg-Museum in Mainz (1963–68), das Rheinische Landesmuseum Bonn (1962–67) sowie das Dommuseum Xanten (1975–80).

Schell entwarf auch mit großem Erfolg die passenden Möbel zu seinen Bauten. In Zusammenarbeit mit der Möbelfirma Schlapp in Neu-Anspach entwickelte er 1964 die SERIE 64 – ein markt- und bedarfsgerechtes Objektmöbelprogramm, das Produkt für Produkt auf- und ausgebaut wurde. Jugendherbergen, Bibliotheken, Seniorenheime, Schulen, Kindergärten, Universitäten, kirchliche Einrichtungen sowie Wohnbereiche wurden damit ausgestattet.
1981 verabschiedete er sich als Architekt und zog nach Weilheim in Oberbayern, wo er sich ausführlich dem Zeichnen und Aquarellieren widmete.

Quellen:
Felicitas Reusch, 1984 Kunstvermittlung, Verwalterin des Nachlasses von Paul Strecker, Vorstandsmitglied im Museumsverein Ritschl, Vorsitzende der Kunstarche Wiesbaden e.V.; https://www.wiesbaden.de/microsite/stadtlexikon/autoren/Reusch__Felicitas.php; www.baunetz.de

Rede

Rainer Schnell Rede zur Eröffnung der Stadthalle (Auszug)